Vollerhebung und Summenvergleiche

Fragen und Diskussionen rund um die Statistik und deren Anwendung.
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Josnapnas
Beiträge: 2
Registriert: 08.09.2018, 10:41

Vollerhebung und Summenvergleiche

Beitrag von Josnapnas »

Hallo liebes Forum,

ich habe zwei eher grundsätzliche Fragen und freue mich über jede Antwort:

1. Für meine Abschlussarbeit habe ich die kompletten ARD- und ZDF-Übertragungen der Fußball-WM codiert, unterteilt in redaktionell strukturierte Analyseeinheiten. Ich habe also eine Vollerhebung. Machen Signifikanztests wie ein t-Test dann überhaupt Sinn? Ich habe ja die Grundgesamtheit vorliegen oder nicht? Natürlich arbeite ich dann in der Diskussion Strukturen heraus, die über die WM-Übertragung hinausgehen, aber statistisch liegt mMn eine Vollerhebung vor?!

2. Wenn ich vergleichen will, ob über Thema A oder Thema B mehr berichtet wurde, macht ein Mittelwertvergleich wenig Sinn, oder? Mich interessiert ja nicht, wie lang die Beiträge im Durchschnitt sind, bzw ob sich die Durchschnittswerte unterscheiden, sondern ob sich die Summen unterscheiden (zumal die Gruppengrößen bei mir in der Regel recht unterschiedlich sind und die Länge der Analyseeinheiten sehr stark variiert, der Mittelwert also wenig aussagekräftig ist). Wenn der Gedankengang richtig ist, gibt es andere Rechenverfahren, die ich sinnvoll anwenden kann? Oder kann ich auch bei der Hypothesenprüfung nur deskriptiv vorgehen und feststellen, dass die Sendezeit von Thema A größer ist als die von Thema B?

Literatur zu dem Thema habe ich leider kaum gefunden, da dreht es sich bei der Auswertung fast immer um Befragungen, genauso war es auch in allen Datenanalyse-Seminaren... Aber das Statistik-Forum schafft bestimmt, was Literatur und Seminare nicht geschafft haben :D

Liebe Grüße und vielen Dank,

Jonas
dutchie
Beiträge: 2767
Registriert: 01.02.2018, 10:45

Re: Vollerhebung und Summenvergleiche

Beitrag von dutchie »

Hallo Jonas

zu1: schwierig
Ich würde sagen du mußt testen, weil es wird ja auch über die zeit hin verallgemeinert
und nicht nur auf Merkmals außerhalb der stichprobe.
wenn du eine Vollerhebung hast sind alle unterschiede automatisch "signifikant"
es gibt dann keine Hypothesen.
auch die Irrelevanten, die Bedeutungslosen und zufälligen...ist die länge eine
Beitrags ,gewollt so lange oder hat da einer die Schaltung verdaddelt? (z.B.)

zu2: du hast verschieden Variablen, und alle gehen in die Analyse ein..
Skalenniveaus?? bekannt ??
du kannst die Länge auch nominal interpretieren oder ordinal
nominal = ja nein ordinal: a ist länger als b als c usw...
dafür gibts dann spezielle verfahren

deine Statistiksofware SPSS?

gruß
dutchie
Josnapnas
Beiträge: 2
Registriert: 08.09.2018, 10:41

Re: Vollerhebung und Summenvergleiche

Beitrag von Josnapnas »

Hallo Dutchie,

danke schon mal für deine Antwort.
dutchie hat geschrieben:Hallo Jonas

zu1: schwierig
Das finde ich schon mal beruhigend, ich war mir unsicher, ob die Frage sehr einfach ist und ich blind, oder ob sie tatsächlich schwierig ist :lol:
dutchie hat geschrieben: Ich würde sagen du mußt testen, weil es wird ja auch über die zeit hin verallgemeinert
und nicht nur auf Merkmals außerhalb der stichprobe.
wenn du eine Vollerhebung hast sind alle unterschiede automatisch "signifikant"
es gibt dann keine Hypothesen.
auch die Irrelevanten, die Bedeutungslosen und zufälligen...ist die länge eine
Beitrags ,gewollt so lange oder hat da einer die Schaltung verdaddelt? (z.B.)
Ok, das heißt theoretisch wäre auch ein Unterschied zwischen 3:47:38 Stunden und 3:47:37 Stunden signifikant, richtig? Kann ich dafür dann noch eine Effektstärke berechnen? Cohens o.ä.?

dutchie hat geschrieben: zu2: du hast verschieden Variablen, und alle gehen in die Analyse ein..
Skalenniveaus?? bekannt ??
du kannst die Länge auch nominal interpretieren oder ordinal
nominal = ja nein ordinal: a ist länger als b als c usw...
dafür gibts dann spezielle verfahren

deine Statistiksofware SPSS?

gruß
dutchie
Genau, ich arbeite mit SPSS. Vielleicht eine meiner Hypothesen als Bsp dazu:

H: Beiträge mit Bezug zu Russland verwenden relativ mehr Sendezeit auf nicht-sportliche Themen als Beiträge ohne russischen Bezug.

Testvariable: Dauer, Format hh:mm:ss (oder besser in Sekunden umcodieren?), Skalenniveau metrisch
Gruppierungsvariable: Nation_Russland (1 = Russland, 0 = Nicht-Russland), Skalenniveau nominal, Gruppengrößen: N1=882// N0=1598
Filtervariable: Thema_Sport (1 = Thema Sport, 0 = Thema nicht Sport), Skalenniveau nominal, als Filter ist die Option "0" ausgewählt

Die Gruppierungs- und die Filtervariable wurden ursprünglich detaillierter erfasst, aber für diese Hypothese dichotomisiert.

Deskriptiv ist das Ergebnis ganz eindeutig im Sinne der Hypothese. Mir kommt das nur so banal vor, einfach nur zu sagen a ist größer als b, also kann ich meine Hypothese so annehmen. Bei früheren Untersuchungen hatten wir Signfikanztests, Konfidenzintervalle, Fehlerwahrscheinlichkeiten, Effektstärken und und und. Daher meine Verunsicherung.

Vielen Dank für jede weitere Antwort!

Jonas
dutchie
Beiträge: 2767
Registriert: 01.02.2018, 10:45

Re: Vollerhebung und Summenvergleiche

Beitrag von dutchie »

hallo Jonas

du kannst dafür auch eine Effektstärke berechnen,
aber Effekt und effektstärke nicht verwechseln
1sec
statistisch signifikant aber nicht praktisch!!
da brauchst du ein theoretischen Kriterium, wann etwas
praktisch sig ist..
ich würde an deiner stelle so vorgehen wie immer
mit sig tests usw...
der eine punkt ist ja der, der das Verhältnis von Stichprobe zur Population betrifft...!
der andere punkt ist der, der Zufall von Systematik trennt...!
insofern ist die statistische signifikanz die erste hürde die die praktische Bedeutung zu nehmen hat...
Deine Frage: ist das was ich beobachte von zufall gesteuert oder systematisch?
Mittelwert in der Stichprobe ist gleich Mittelwert der Population bei totalerhebung....
Wenn Mermalsbezogen Personenbezogen...meht infos gibt es nicht zu gewinnen...
eventuell musst du deine Stichprobe Handlungsbezogen betrachten, d.h. das verhalten dass gezeigt wurde
(das dann zur länge von XY führt) ist nur eine Stichprobe aus eine unendlich großen Menge möglicher Handlungsweisen.
dann hast du keine Totalerhebung....wenn du deine Freundin nach ihrem Namen fragst..ist das in diesem sinne nur
eine Stichprobe...da merk man auch wie die Reliabilität (Sie könnte ja lügen, oder nicht?) der Messung
einfluss hat....
wenn es dir banal vorkommt und verunsicher, ist das genau das richtige gefühl, dann teste...

gruß
dutchie
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