Einseitige, negative Zusammenhangshypothese - Hypothesentest

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Steffen_Brick
Beiträge: 7
Registriert: 22.05.2020, 12:48

Einseitige, negative Zusammenhangshypothese - Hypothesentest

Beitrag von Steffen_Brick »

Hi alle zusammen,

ich bin etwas durcheinander beim Testen der Hypothesen meiner Thesis und der Ergebnisse.
Vielleicht kann mir jemand helfen.

Meine Studie:
Ich teste den Zusammenhang zwischen Eigenschaft X und Fähigkeit Y1 und den Zusammenhang zwischen Eigenschaft X und Fähigkeit Y2. Ich vermute einmal einen positiv gerichteten Zh und einmal einen negativ gerichteten Zh und teste wie folgt:

**************
H1: Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen X und Fähigkeit Y1
H0: Es besteht kein positiver Zusammenhang zwischen X und Fähigkeit Y1.

H2: Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen Eigenschaft X und Fähigkeit Y2
H0: Es besteht kein negativer Zusammenhang zwischen X und Fähigkeit Y2
**************

Erste Frage
Ist meine Formulierung der H0 jeweils korrekt so?

Zweite Frage
Das Ergebnis für die erste Hypothese ist r=,322** mit signifikantem p<0,01 bei N=320. Das heißt, dass aufgrund des signifikanten p-Wertes <0,01 die Nullhypothese abgelehnt wird und die Alternativhypothese H1 angenommen wird und ich davon ausgehen kann, dass ich einen positiven Zusammenhang berichten kann, ist das richtig?

Jetzt kommt für mich der Stolperstein:
Das Ergebnis für die zweite Hypothese ist r=,353** mit signifikantem p<0,01 bei N=320. Das würde doch heißen, dass aufgrund des signifikanten p-Wertes <0,01 hier auch die Nullhypothese abgelehnt wird und die Alternativhypothese H2 angenommen wird. Bei H2 bin ich aber von einem negativen Zusammenhang ausgegangen und wenn ich H2 annehme, dann nehme ich ja ein Ergebnis mit positivem Zusammenhang an.

Was stimmt jetzt?
Muss ich H0 ablehnen wegen dem p-Wert, dann widerspricht sich das Annehmen von H1 mit positivem r aber mit meiner Hypothesenformulierung, dass r negativ ist. Oder muss ich meine H0 abnehmen, weil ich ja dachte das Ergebnis wird negativ, es ist aber nicht negativ wie in meiner H0 formuliert.

Oder gelten für negativ gerichtete Zusammenhangshypothesen andere Testregeln?

Finde dazu in keiner Literatur ein Beispiel, sind immer nur Unterschiedshypothesen.

Hoffe mir kann jemand helfen.

Vielen Dank vorab!!

lg, Steffen
dutchie
Beiträge: 2752
Registriert: 01.02.2018, 10:45

Re: Einseitige, negative Zusammenhangshypothese - Hypothesen

Beitrag von dutchie »

hallo Steffen
Steffen_Brick hat geschrieben:Ist meine Formulierung der H0 jeweils korrekt so?
ja, aber nicht gut, dass das zweiseitig formuliert ist!!!!
so kannst du nicht nachweisen das der zusammenhang positiv ist, falls er
das sein sollte.

H1: Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen X und Fähigkeit Y1 --> r > 0
H0: Es besteht kein positiver Zusammenhang zwischen X und Fähigkeit Y1.--> r <= 0,
d.h. kein Zusammenhang oder ein negativen würden die H0 ablehen!
Steffen_Brick hat geschrieben:ist das richtig?
ja
Steffen_Brick hat geschrieben:Jetzt kommt für mich der Stolperstein:
genau, jetz kommt genau das gegenteil der Ho raus positiv statt negativ!
die sigs die berechnet sind, sind die einseitig oder zweiseitig?
Welche seite es aber ist kann das Programm nicht kennen!!!
das wird nicht eingegeben, SPSS berechnet zweiseitig und halbiert die sig. nur!!
es dürfe in deinem Fall die sig aber nicht berechnen!

Aufgrund deiner Formulierung der zweiten Hypothese, kannst du nur sagen es ist nicht negativ!
allein schon wegen des Vorzeichens kann die H1 nie angenommen werden, eine sig berechnung erübrigt sich!

die H0 kannst du trotz der signifikanz nicht ablehnen! du kannst nicht sagen es ist sig. positiv!!!!
deshalb solle man sowas nie einseitig formulieren! Es gibt aber Ausnahmen!

Hättest du zweiseitig formuliert ginge das!
interpretiert aber entsprechend...

also: zweiseitig mit anderem alpha, und p werte (zweiseitig)
das kann man SPSS vorher einstellen..

H0: r = 0
H1: r <>(ungleich) 0
Zusatz: es wird erwartet das r negativ ist.

Ergebnis:
r=,353** mit signifikantem p<0,01 bei N=320

Entgegen der Erwartung ist der Zusammehang nicht nur nicht 0
sondern signifikant positiv.

Ich hoffe das ist klar geworden, das probelm ist SPSS ist völlig egal was du formuliert!

gruß
dutchie
Steffen_Brick
Beiträge: 7
Registriert: 22.05.2020, 12:48

Re: Einseitige, negative Zusammenhangshypothese - Hypothesen

Beitrag von Steffen_Brick »

Hi dutchie,

danke schon mal für die Antwort!
dutchie hat geschrieben:genau, jetz kommt genau das gegenteil der Ho raus positiv statt negativ!
die sigs die berechnet sind, sind die einseitig oder zweiseitig?
Hab die Signifikanz einseitig mit Spearman getestet. Hab mich die ganze Zeit schon gefragt, woher SPSS wissen kann, welche Seite mich für die Signifikanz interessiert. Nun wird mir einiges klar.


dutchie hat geschrieben:das probelm ist SPSS ist völlig egal was du formuliert!
Heisst das, man kann mit SPSS keine gerichteten Hypothesen testen?
Das wäre ja krass, das ist doch völlig gängig, oder lieg ich da falsch?

Falls doch, wie kann man dann überhaupt negativ gerichtete Hypothesen formulieren, sodass man auch das gegenteilige Ergebnis berichten kann, sollte es herauskommen? Vor allem die H0, wie würde die bei einer H1: r<0 dann aussehen? Sie kann ja eigentlich nur H0: r=0 oder H0: r>=0 sein

dutchie hat geschrieben:also: zweiseitig mit anderem alpha, und p werte (zweiseitig)
das kann man SPSS vorher einstellen..

H0: r = 0
H1: r <>(ungleich) 0
Zusatz: es wird erwartet das r negativ ist.
So geht es auf jeden Fall, damit hatte ich auch schon mal "rumprobiert".
Hätte gerne gerichtete Hypothesen gehabt :/ Finde das wirkt irgendwie durchdachter, wenn man es begründen kann.

dutchie hat geschrieben:ja, aber nicht gut, dass das zweiseitig formuliert ist!!!!
so kannst du nicht nachweisen das der zusammenhang positiv ist, falls er
das sein sollte.
Wie meinst das? Hier wäre in meinem Fall doch die H0 abzulehnen und die H1 anzunehmen, dass der Zh positiv ist, oder doch nicht?

Freue mich auf Rückmeldung :)

lg, Steffen
dutchie
Beiträge: 2752
Registriert: 01.02.2018, 10:45

Re: Einseitige, negative Zusammenhangshypothese - Hypothesen

Beitrag von dutchie »

hallo
Steffen_Brick hat geschrieben:Das wäre ja krass, das ist doch völlig gängig, oder lieg ich da falsch?
nein ist es nicht, immer zweiseitig rechnen.

Die Seiten sind doch symmetrisch (normalerweise) SPSS brauch das nicht zu unterscheiden.

du musst das zweiseitige ergebnis nur einseitig interpretieren.
das tut man immer, auch wenn zweiseitig formuliert wird...

Wenn du die Hypo hast:

Ho deutsch und italiener sind gleich groß
H1 deutsch und italiener sind nicht gleich groß

must du, wenn sig., doch festellen wer größer ist!!!!! bei einer sig p=0.4 (zweiseitg)
die interpretation : es gibt einen unterscheid!! ist inhaltsfrei!!

Es ist einfach falsch zu glauben man müsste einseitig testen, wenn ich eine Erwartung oder einen Wunsch habe!!!!

beispiel:
1. H0: Therapie wirkt
versu
2. H0: Therapie wird angewendet

Beide H0 sind völlig unterschiedlich!!!!!!

bei 1: muß ich mir die möglichkeit offen halten festzustellen, dass die therapie sig. schadet!!!!
also zweiseitig testen, einen negative Wirkung ist auch eine Wirkung!!!!

bei 2: hier muss ich einseitig testen!!!
weil keine Wirkung und eine negative Wirkung dieselbe Konsequenz hat, die therapie nicht positiv wirkt!!!
sie nicht anzuwenden ist!!!

Das wird oft falsch unterrichtet!!!
zweiseitig heißt auch das alpha verdoppelt wird!! ich mir teststärke erkaufe,
denk dir das mit der therapie zu ende..
wenn ich einseitig teste kann man nie nachweisen, dass eine therapie schadet.
oft ist es so, dass therapien angewendet wenden, auch wenn den nachweis der positiven wirkung fehlschlägt!
Steffen_Brick hat geschrieben:Wie meinst das? Hier wäre in meinem Fall doch die H0 abzulehnen und die H1 anzunehmen, dass der Zh positiv ist, oder doch nicht?
aber die H1 behauptet doch negativ!! und du hast ein positives ergebnis!! das geht nicht, weil du einseitig vorgehst

gruß
dutchie
Beiträge: 2752
Registriert: 01.02.2018, 10:45

Re: Einseitige, negative Zusammenhangshypothese - Hypothesen

Beitrag von dutchie »

Steffen_Brick hat geschrieben:ätte gerne gerichtete Hypothesen gehabt :/ Finde das wirkt irgendwie durchdachter, wenn man es begründen kann.
das gegenteil ist richtig, das hat dein fall doch gezeigt...
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