Guten Tag zusammen!
Ich befinde mich gerade in meiner Abschlussarbeit und habe ein kleine Verwirrung bei meinem Mediationsmodell...ich wäre gespannt auf die Antworten, da meiner Meinung nach etwas nicht ganz hin kommt..
Ich habe wie oben erwähnt ein Mediationsmodell gerechnet. Hinsichtlich der Fragestellung geht darum, ob sich Frauen und Männer unterschiedlich positiv bewerten. Das Modell soll nun prüfen, ob der Mediator Wahrnehmung von Vorurteilen, einen Einfluss auf die Selbstbeurteilung hat.
D.h. die unabhängige Variable (uv) ist dichtom (Männer = 0 & Frauen =1). Die abhängige Variable (av) und der Mediator sind Intervall-skaliert.
Nun zu den Ergebnissen:
Mein c-Pfad ist ist negativ, Männer bewerten sich positiver als Frauen.
Mein a-Pfad ist negativ, was zur Bedeutung hat das Männer Vorurteile starker wahrnehmen. Der Einfluss des Mediators (b-pfad) ist negativ, d.h. eine stärkere Wahrnehmung von Vorurteilen führt zu einer negativeren Selbstbeurteilung.
Mein c'-Pfad ist negativer als der c-Pfad, heißt also das sich der Unterschied in der Selbstbeurteilung vergrößert hat und der Mediator die Unterschiede zwischen den Gruppen mit erklärt.
Alles super Ergebnis, bzw. übereinstimmend mit den Hypothesen...wobei ich mir nun die Zähne ausbeiße ist folgendes:
Dadurch das Männer eine stärkere Wahrnehmung von Vorurteilen haben und Vorurteile sich negativ auf die Selbstbeurteilung auswirkt, sollte nicht dementsprechend der C'-Pfad kleiner werden, da sich doch durch die höhere Wahrnehmung von Vorurteilen seitens der Männer sich deren Selbstbeurteilung an die negative Beurteilung der Frauen stärker annähert?
Wie interpretiert man es, dass c' größer ist als c?
Ich hoffe meine Verwirrung wird deutlich.
Vielen Dank schon mal im Voraus!
Frage zum Mediatonsmodell und der Interpretation
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Re: Frage zum Mediatonsmodell und der Interpretation
Hallo oneTime
Wow mega spooky...
(Männer = 0 & Frauen =1).
erstmal:
c = totale Effekt
c' = direkte Effekt
a*b = indirekte Effekt
c = direkter + indirekter = c' + a*b
mit Vorzeichen:
(-c) = (-c') + (-a*-b) = (-c) = (-c') + a*b
minus mal minus = plus
rechnerisch muss Betrag c kleiner sein als Betrag c' (c' ist "negativer" sein)
der totale Effekt c ist kleiner als der direkte c'.
also rechnerisch ist alles ok!
c' beschreibt die Wirkung des Geschlechts, wenn der Mod konstant bleibt.
in dem Sinne:
a) Wenn ein Mann sein Geschlecht wechselt, wobei sein MOD konstant bleibt ändert sich seine AV um c'.
oder
b) Ein Mann und Frau, mit gleicher Ausprägung im MOD, unterscheiden sich im Durchschnitt um c'.
Das alles wird gedacht ohne den indrekten Pfad.
Männer nehme Vorurteile stärker wahr...
(in der Formulierung ist eventuell der Haken, weil das klingt nicht nach negativ)
(vielleicht wird es einfacher, wenn du Geschlecht umkodierst, damit dort die negativen Vorzeichen verschwinden)
...was dazu führt, dass die Selbstbeurteilung sinkt.
..so wird das nichts...
Mal so:
in Mittelwerten:
Mittelwert Frauen 1 der AV Selbstwert: m = 10
Mittelwert Männer 0 der AV Selbstwert: m = 19
unterschied c = -9
Mittelwert Frauen 1 der Mod Vorurteil: m = 5
Mittelwert Männer 0 der Mod Vorurteil: m = 7
unterschied a = -2
Zusammenhang Vorurteil und Selbstwert :
b = -0.5: je gößer die Vorurteile desto kleiner der Selbstwert
Wie groß ist c' = c - (a*b) = (-9) - (-2*-0.5) = -10
Zurüch zum Typ aus C.
Es macht peng und er ist eine Frau. Jetzt denkt er, sein Selbstwert hätte sich um c' = -10 reduziert,
wenn Vorurteile unberücksichtigt belieben, hat er vergessen, weil er nur ans Geschlecht denkt,
und glaubt die Vorurteile bleiben wie sie sind, aber dem ist nicht so...(in vivo, wirklichkeit, total, summa summarum)
Jetzt reduzieren sich seine Vorurteile auch noch, dadurch erhöht sich sein Selbstwert aber um 1
insofern ist sein totaler effekt c = -10+1 = -9
Der reine Geschlechtseffekt c' (je männlicher desto mehr Selbst) ist gößer als der totale c, weil die Typen durch ihre
Vorurteile den Männlichkeitseffekt auf den Selbstwert wieder kleiner machen.
Das ist aber auch tricky...
gruß
dutchie
Wow mega spooky...
(Männer = 0 & Frauen =1).
erstmal:
c = totale Effekt
c' = direkte Effekt
a*b = indirekte Effekt
c = direkter + indirekter = c' + a*b
mit Vorzeichen:
(-c) = (-c') + (-a*-b) = (-c) = (-c') + a*b
minus mal minus = plus
rechnerisch muss Betrag c kleiner sein als Betrag c' (c' ist "negativer" sein)
der totale Effekt c ist kleiner als der direkte c'.
also rechnerisch ist alles ok!
c' beschreibt die Wirkung des Geschlechts, wenn der Mod konstant bleibt.
in dem Sinne:
a) Wenn ein Mann sein Geschlecht wechselt, wobei sein MOD konstant bleibt ändert sich seine AV um c'.
oder
b) Ein Mann und Frau, mit gleicher Ausprägung im MOD, unterscheiden sich im Durchschnitt um c'.
Das alles wird gedacht ohne den indrekten Pfad.
Männer nehme Vorurteile stärker wahr...
(in der Formulierung ist eventuell der Haken, weil das klingt nicht nach negativ)
(vielleicht wird es einfacher, wenn du Geschlecht umkodierst, damit dort die negativen Vorzeichen verschwinden)
...was dazu führt, dass die Selbstbeurteilung sinkt.
..so wird das nichts...


Mal so:
in Mittelwerten:
Mittelwert Frauen 1 der AV Selbstwert: m = 10
Mittelwert Männer 0 der AV Selbstwert: m = 19
unterschied c = -9
Mittelwert Frauen 1 der Mod Vorurteil: m = 5
Mittelwert Männer 0 der Mod Vorurteil: m = 7
unterschied a = -2
Zusammenhang Vorurteil und Selbstwert :
b = -0.5: je gößer die Vorurteile desto kleiner der Selbstwert
Wie groß ist c' = c - (a*b) = (-9) - (-2*-0.5) = -10
Zurüch zum Typ aus C.
Es macht peng und er ist eine Frau. Jetzt denkt er, sein Selbstwert hätte sich um c' = -10 reduziert,
wenn Vorurteile unberücksichtigt belieben, hat er vergessen, weil er nur ans Geschlecht denkt,
und glaubt die Vorurteile bleiben wie sie sind, aber dem ist nicht so...(in vivo, wirklichkeit, total, summa summarum)
Jetzt reduzieren sich seine Vorurteile auch noch, dadurch erhöht sich sein Selbstwert aber um 1
insofern ist sein totaler effekt c = -10+1 = -9
Der reine Geschlechtseffekt c' (je männlicher desto mehr Selbst) ist gößer als der totale c, weil die Typen durch ihre
Vorurteile den Männlichkeitseffekt auf den Selbstwert wieder kleiner machen.
Irgendwie versteh ich den Satz nicht, er wird ja kleiner -10 ist kleiner als -9?? Aber das meinst du nicht, denk ich mal.oneTime hat geschrieben: ↑12.07.2021, 15:30Dadurch das Männer eine stärkere Wahrnehmung von Vorurteilen haben und Vorurteile sich negativ auf die Selbstbeurteilung auswirkt, sollte nicht dementsprechend der C'-Pfad kleiner werden, da sich doch durch die höhere Wahrnehmung von Vorurteilen seitens der Männer sich deren Selbstbeurteilung an die negative Beurteilung der Frauen stärker annähert
Das ist aber auch tricky...
gruß
dutchie
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Re: Frage zum Mediatonsmodell und der Interpretation
Vielen Dank für diese ausführliche Antwort! Weiß ich sehr zu schätzen, dass du dir die Zeit dafür genommen hast!!!! Danke!
Die Veranschaulichung mit Hilfe der Mittelwerte macht Sinn bzw. mir persönlich ist es nicht bewusst gewesen, dass c' die Wirkung des Geschlechts beschreibt, wenn der Mediator konstant gehalten wird...
warum auch immer, habe ich da etwas dynamischer gedacht...und habe aufgrund des negativen b-Pfades und der gesteigerten Wahrnehmung der Männer gedacht, dass sich die Geschlechter annähern müssten. Falsch gedacht
Aber um das Ergebnis der Mediation weiter einzuordnen, würde man bei dem vorliegenden Fall von einer inkonsistenten Mediation (MacKinnon, Krull & Lockwood, 2000) sprechen. Dazu hätte ich nochmal eine Frage, da MacKinnon, Krull & Lockwood (2000) nicht spezifischer werden. Eigentlich würde man doch in dem oben dargestellten Fall von einem Supressionseffekt sprechen. Nun bin ich mir jedoch unsicher, ob das bereits mit inkonsistenter Mediation gemeint ist oder zusätzlich beschrieben werden muss.
Vielen Dank schon mal im Voraus!
Die Veranschaulichung mit Hilfe der Mittelwerte macht Sinn bzw. mir persönlich ist es nicht bewusst gewesen, dass c' die Wirkung des Geschlechts beschreibt, wenn der Mediator konstant gehalten wird...
warum auch immer, habe ich da etwas dynamischer gedacht...und habe aufgrund des negativen b-Pfades und der gesteigerten Wahrnehmung der Männer gedacht, dass sich die Geschlechter annähern müssten. Falsch gedacht


Aber um das Ergebnis der Mediation weiter einzuordnen, würde man bei dem vorliegenden Fall von einer inkonsistenten Mediation (MacKinnon, Krull & Lockwood, 2000) sprechen. Dazu hätte ich nochmal eine Frage, da MacKinnon, Krull & Lockwood (2000) nicht spezifischer werden. Eigentlich würde man doch in dem oben dargestellten Fall von einem Supressionseffekt sprechen. Nun bin ich mir jedoch unsicher, ob das bereits mit inkonsistenter Mediation gemeint ist oder zusätzlich beschrieben werden muss.
Vielen Dank schon mal im Voraus!
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Re: Frage zum Mediatonsmodell und der Interpretation
Hallo oneTime
ich kenne den article nicht,
hast du den gelesen?
Mediation kann sehr schräg sein, wenn da schlampig Variablen reingeworfen werden,
und die Komplexität der Modelle zu schnell steigt, Hayes...Modell 1264
Weil z.B. die UV eigentlich zweimal im Modell auftaucht,um sowas gehts das wohl.
Aber wenn du nicht gerade bei MacKinnon promovierst
würde ich sowas gar nicht diskutieren, und deine Mediation auch nicht weiter einordnen, wozu.
Ich sehe mit deinem Modell gar kein Problem, sehe weder confounding noch supression,
vielleicht ist Geschlecht inkonsistent in der Wirkung, erhöht und senkt die AV wieder.
Aber Geschlecht erklärt eigentlich gar nichts, insofern egal.
Geschlecht ist keine Variable von der eine Wirkung ausgeht.
Geschlecht ist nur ein Bündel von was weiß ich nicht alles.. Rollen, Hormone, Körpergröße, Eigenschaften...
Insofern beschreibst du nur, und insofern ist inkonsisten auch nicht richtig.
Ich hätte kein Bedürfnis dein Modell näher zu beschreiben,
das Problem ist, dass du nicht weißt was wirkt, wenn Geschlecht wirkt.
Das würde ich noch schreiben,
...du punktest nicht mit Statistik sondern mit Inhalt...
gruß
dutchie
ich kenne den article nicht,
hast du den gelesen?
Mediation kann sehr schräg sein, wenn da schlampig Variablen reingeworfen werden,
und die Komplexität der Modelle zu schnell steigt, Hayes...Modell 1264

Weil z.B. die UV eigentlich zweimal im Modell auftaucht,um sowas gehts das wohl.
Aber wenn du nicht gerade bei MacKinnon promovierst
würde ich sowas gar nicht diskutieren, und deine Mediation auch nicht weiter einordnen, wozu.
Ich sehe mit deinem Modell gar kein Problem, sehe weder confounding noch supression,
vielleicht ist Geschlecht inkonsistent in der Wirkung, erhöht und senkt die AV wieder.
Aber Geschlecht erklärt eigentlich gar nichts, insofern egal.
Geschlecht ist keine Variable von der eine Wirkung ausgeht.
Geschlecht ist nur ein Bündel von was weiß ich nicht alles.. Rollen, Hormone, Körpergröße, Eigenschaften...
Insofern beschreibst du nur, und insofern ist inkonsisten auch nicht richtig.
Ich hätte kein Bedürfnis dein Modell näher zu beschreiben,
das Problem ist, dass du nicht weißt was wirkt, wenn Geschlecht wirkt.
Das würde ich noch schreiben,
...du punktest nicht mit Statistik sondern mit Inhalt...
gruß
dutchie