Hallo,
ich hänge leider an einer Stelle vollkommen, und hoffe auf Eure Hilfe:
ich hatte jedem Mitglied einer relativ kleine Grundgesamtheit von 110 Teilnehmern einen Fragebogen zukommen lassen.
Der Rücklauf betrug 70 gültige Fragebögen.
Das ganze möchte ich für meine Diplomarbeit auswerten und interpretieren. Auf der Frage welche Auswertungsmethoden und statistische Verfahren ich nun anwenden kann ist mir folgendes leider völlig unklar:
Spricht man nun, obwohl der Rücklauf unter 100% lag trotzdem von einer "Vollerhebung" oder ist da ganze als eine Stichprobe aufzufassen ?
vielen Dank für Eure Hilfe !
Verständnisfrage: "Voll"erhebung und Rücklaufquote
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re
weder noch, sondern bestenfalls vielleicht als eine Gelegenheitsstichprobe.
Und der Einsatz von inferenzstat. Verf. ist hier besonders problematisch, da diese teilweise ein "Ziehen mit Zurücklegen" voraussetzen, was bei sehr kleinen Stichproben von sehr großen Grundgesamtheiten praktisch erfüllt ist, hier jedoch nicht.
Allerdings bezieht sich "schließende Statistik" keineswegs immer auf Grundgesamtheiten. Wirfst du z.B. eine Münze mehrfach, kannst du durchaus entscheiden, ob diese "fair" ist oder nicht. Aber wo ist da die Grundgesamtheit?

Gruß
Und der Einsatz von inferenzstat. Verf. ist hier besonders problematisch, da diese teilweise ein "Ziehen mit Zurücklegen" voraussetzen, was bei sehr kleinen Stichproben von sehr großen Grundgesamtheiten praktisch erfüllt ist, hier jedoch nicht.
Allerdings bezieht sich "schließende Statistik" keineswegs immer auf Grundgesamtheiten. Wirfst du z.B. eine Münze mehrfach, kannst du durchaus entscheiden, ob diese "fair" ist oder nicht. Aber wo ist da die Grundgesamtheit?

Gruß
drfg2008
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Re: re
vielen Dank für die Antwort !
Denn:
Nun ist ja schon etwas Zeit ins Land gegangen, und ich konnte glücklicherweise mit zwei Leuten aus dem Bereich Evaluation sprechen: Dort war die Aussage, ich habe eine nicht vollständig realisierte Vollerhebung bei der die Ausschöpfungsquote eben dementsprechend ist und ich die Ausfälle dann in der Arbeit begründen müsse. Die Entscheidung von mir keine Stichprobe sondern eine Vollerhebung zu machen wäre korrekt.
Meinen Gutachter waren mit dieser Herangehensweise glücklicherweise einverstanden.
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Immerhin liegt mein Rücklauf von den demographischen Merkmalen sehr sehr nah an der Grundgesamtheit. Auch wenn ich einen Bias nicht vollständig ausschließen kann, habe ich doch das herausgefunden was ich brauchte.
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vielen Dank nochmal für die Antwort und schönen ersten Maisonntag.
würde das nicht im Umkehrschluss bedeuten, daß es statistisch gesehen keinen Sinn machen würde kleine Grundgesamtheiten zu befragen ?drfg2008 hat geschrieben:weder noch, sondern bestenfalls vielleicht als eine Gelegenheitsstichprobe.
Denn:
- Versuche ich eine Vollerhebung (und schicke jedem Mitglied der Population einen Fragebogen) wäre eine Rücklaufquote von 100% ja geradezu utopisch, zumal ich ja keinen Einfluss auf diesen habe.
- Eine Stichprobe bei einer derart kleinen Grundgesamtheit wäre wohl noch weniger Zielführend: Das Rücklaufproblem besteht ja genauso. Geht man von den in der Literatur prognostizierten Rücklaufquoten zu schriftlichen Befragungen aus, müsste man ja schon fast wieder alle Mitgleider der Grundgesamtheit befragen.
Nun ist ja schon etwas Zeit ins Land gegangen, und ich konnte glücklicherweise mit zwei Leuten aus dem Bereich Evaluation sprechen: Dort war die Aussage, ich habe eine nicht vollständig realisierte Vollerhebung bei der die Ausschöpfungsquote eben dementsprechend ist und ich die Ausfälle dann in der Arbeit begründen müsse. Die Entscheidung von mir keine Stichprobe sondern eine Vollerhebung zu machen wäre korrekt.
Meinen Gutachter waren mit dieser Herangehensweise glücklicherweise einverstanden.
Dann bin ich ja beruhigt. Ich habe mich bisher überwiegend auf die deskriptive Statistik, Korrelationen, Kontigenztafeln usw. gestürzt. Wenn ich dann damit durch bin und die Inferenzstatistik weglassen "muss"/kann ist mir das sehr rechtUnd der Einsatz von inferenzstat. Verf. ist hier besonders problematisch, da diese teilweise ein "Ziehen mit Zurücklegen" voraussetzen, was bei sehr kleinen Stichproben von sehr großen Grundgesamtheiten praktisch erfüllt ist, hier jedoch nicht.

Immerhin liegt mein Rücklauf von den demographischen Merkmalen sehr sehr nah an der Grundgesamtheit. Auch wenn ich einen Bias nicht vollständig ausschließen kann, habe ich doch das herausgefunden was ich brauchte.
ok, verstanden. Genau solche einfach verständlichen Erklärungen haben mir letwas in der Literatur gefehlt. In den Büchern die ich hier liegen habe, ist das leider so umschrieben, daß man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Eben in der Art: die statistischen Verfahren ABC werden bei Auswertung einer typischen Befragung im Stil XY üblicherweise gebraucht und die anderen Verfahren DEF üblicherweise für YZAllerdings bezieht sich "schließende Statistik" keineswegs immer auf Grundgesamtheiten. Wirfst du z.B. eine Münze mehrfach, kannst du durchaus entscheiden, ob diese "fair" ist oder nicht. Aber wo ist da die Grundgesamtheit?

vielen Dank nochmal für die Antwort und schönen ersten Maisonntag.
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re2
Doch natürlich. Nur reicht dann die einfache Beschreibung (weil du fast alle befragt hast). Wenn deine Grundgesamtheit von 110 Personen wirklich abgeschlossen ist (und niemals wieder erweitert werden kann), dann sind die Werte der 'Stichprobe' bei einem sehr hohen Rücklauf mit den Werten der 110 Personen ja fast identisch. Ansonsten gäbe es Korrekturformeln.würde das nicht im Umkehrschluss bedeuten, daß es statistisch gesehen keinen Sinn machen würde kleine Grundgesamtheiten zu befragen ?
Wenn allerdings die 110 Personen der 'Grundgesamtheit' nur Realisierungen einer in Wirklichkeit nicht endlichen Gruppe sind (z. B. 110 Studenten eines Fachbereichs im SS 2011 an einer bestimmten Uni), dann könnte man auch inferenzstatistisch sicherlich Aussagen über eine (unendliche) Grundgesamtheit formulieren , die sich auch auf kommende oder vergangene Semester bezieht, und diese dann mit einer Hypothese prüfen.
ja, finde ich auch plausibel.eine nicht vollständig realisierte Vollerhebung
Gruß
drfg2008
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Re: Verständnisfrage: "Voll"erhebung und Rücklaufquote
Hallo...
ich habe ein ähnliches Problem,...! Habe eine "vollerhebung" bei einer sehr kleinen stichprobe (211 vereine) gemacht. Die Rücklaufquote meiner Online-Befragung liegt allerdings nur bei 20%...! (Nach einer mehrmaligen Aufforderung zur Teilnahme).
Außerdem ist es bei meiner Erhebung so, dass die Grundgesamtheit sich zukünftig schon noch verändern kann, dadurch, dass neue Partner in das Projekt mit aufgenommen werden, was auch regelmäßig passiert....
Sollte ich in diesem Fall nicht trotz der "Vollerhebung" statistische Verfahren anwenden? Ich kann ja schlecht durch einen 20%igen Rücklauf rein deskriptiv für meine GG folgern... wenn sich die GG noch verändern kann, könnten ja dadurch aussagen für die Zukunft getroffen werden....
hat da jemand einen Literatur Tipp für mich?
Vielen Dank für die Hilfe..! Brauche das Ganze für meine Masterarbeit und bin wirklich kein Fachmann in Sachen Statistik
ich habe ein ähnliches Problem,...! Habe eine "vollerhebung" bei einer sehr kleinen stichprobe (211 vereine) gemacht. Die Rücklaufquote meiner Online-Befragung liegt allerdings nur bei 20%...! (Nach einer mehrmaligen Aufforderung zur Teilnahme).
Außerdem ist es bei meiner Erhebung so, dass die Grundgesamtheit sich zukünftig schon noch verändern kann, dadurch, dass neue Partner in das Projekt mit aufgenommen werden, was auch regelmäßig passiert....
Sollte ich in diesem Fall nicht trotz der "Vollerhebung" statistische Verfahren anwenden? Ich kann ja schlecht durch einen 20%igen Rücklauf rein deskriptiv für meine GG folgern... wenn sich die GG noch verändern kann, könnten ja dadurch aussagen für die Zukunft getroffen werden....
hat da jemand einen Literatur Tipp für mich?
Vielen Dank für die Hilfe..! Brauche das Ganze für meine Masterarbeit und bin wirklich kein Fachmann in Sachen Statistik